Nestlé hat in einer arabischen Zeitung inseriert. In der Anzeige steht, daß es sich beim hauseigenen Milchpulver nicht um das Produkt eines dänischen, sondern Schweizer Konzerns handle. War das kleinmütig? Unsolidarisch? Haben sich Maggi-Würfel und Smarties aus der Allianz der Demokraten verabschiedet? Zur Olympia-Eröffnung marschierten die Delegationen - auch unsere - schließlich ja auch unter ihren Staatsnamen ein, und nicht etwa mit Schildern wie "Wir sind keine Dänen", "Wir doch auch nicht", "Aber die hinter uns". Wenn wir Deutschen nicht gerade über sie herfallen, dann halten wir sowieso zu unseren Nachbarn. Im Notfall werden wir dänische Touristen jahrelang in unseren Kellern verstecken. Wenn es wegen 1940 nicht zu Irritationen führen würde, dann würden wir rufen: Dänemark gehört zu uns! Deutschland jedenfalls bleibt fest: Wir werden unsere demoskopischen Institute nicht schließen, auch wenn sie wegen ihrer drolligen Wahlprognosen quasi die institutionalisierte Persiflage auf alle Propheten sind. Unsere Presse ist weiterhin so frei. Dabei weiß sie aus langer Praxis, daß man locker jeden Tag eine absolut unkomische politische Karikatur drucken kann, in der gar kein Mohammed vorkommt. Andererseits: Wenn jetzt die muslimische Welt bei uns klingelte, wären wir zur Versöhnung bereit: "Horst, bist du mir wieder gut?" - "Klar, Raschid, war nicht so gemeint." - "Du weißt, unser Kulturkreis ist impulsiv." - "Ach, wir sind auch ganz schön stur." Das heißt interkultureller Dialog und ist modern. Die Alternative wäre, Morgen- und Abendland gingen kurz vor die Tür und regelten die Sache auf die alte Art. Auf der historischen Begegnungsstätte am Wiener Kahlenberg stehen allerdings inzwischen Restaurants und Strommasten. Berittene Bogenschützen kämen da schlecht durch. Das Amselfeld wäre auch nicht frei. Dort brüten geschützte Vögel. André Mielke